Heute mal wieder ein Gastbeitrag, diesmal von Sylvia Welschof zu dem großartigen Projekt: WaldOhneZaun.de [1] oder die “Befreiung” von Daten zu Wald und Jagd in Bayern – WMS-Dienste für den “BayernAtlas”. Es geht um Wald, Wild, Jagd, Klima, Forst, Verantwortung, Kampf, … doch lest selbst:
Hallo Mike,
10 Jahre – herzlichen Glückwunsch. Du schreibst in Deinem Beitrag [2]:
“Im Fokus stehen bis heute vor allem offene GI-Systeme sowie freie Daten und der „Kampf“ um die weitere Befreiung der vom Bürger bereits bezahlten öffentlichen Daten sowie weiterhin die Aufklärung bzgl. eines räumlichen Denkens, die Vermittlung und Verbreitung von GIS-Potenzial und -Chancen, also GIS und GIS-Denken für JEDEN!” [2]
Kampf ist das immer noch. Genau deshalb gibt es seit einiger Zeit die (bayerische) Initiative WALDohneZaun.de. Überall wo es Wald und Wild gibt, gibt es dieselben Probleme, die sich im Klimawandel verschärfen. Kann sich der Wald artenreich natürlich verjüngen? Ohne Zaun? Es liegen zwar jede Menge Geodaten vor, aber kaum jemand scheint sie auch tatsächlich als Geodaten zu nutzen. Das wollen wir ändern.
Bei uns in Bayern werden alle 3 Jahre von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sog. Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung erstellt. Sie bewerten für alle ca. 770 Hegegemeinschaften (gesamt ca. 12.700 Jagdreviere) die Verbisssituation der jungen Bäume mit den Noten „günstig“, „tragbar“, „zu hoch“ und „deutlich zu hoch“. Dazu gibt es eine Empfehlung für die Erstellung des nächsten Abschussplanes für Rehwild. Es gibt „deutlich erhöhen“, „erhöhen“, „beibehalten“, „senken“ und „deutlich senken“. Diese Empfehlung muss berücksichtigt werden. Das fällt aber nun in die Obhut der Unteren Jagdbehörden. Die Beteiligten müssen ihre Geodaten veröffentlichen, denn es handelt sich um Umweltdaten. Aber die Daten stecken in getrennten Listen und Tabellen, unterschiedlich sortiert, unterschiedlich zugeordnet, schwer zugängig. Schon die einfache Frage: „Wurde die Abschussempfehlung umgesetzt?“ ist nur mühsam zu beantworten. Dazu kommt noch, dass man waldtypisch lange Zeiträume von 20 Jahren überblicken muss. Mit GIS-Denken für JEDEN geht das:
WALDohneZaun.de hat zum ersten Mal ausgewählte Daten zur Jagd seit 1998 und zum Forstlichen Gutachten seit 2000 aus den Listen befreit, professionell aufbereitet und interaktiv in das Geoportal Bayern, den „BayernAtlas“, gebracht. Bereits veröffentlichte Umweltinformationen zu Jagd und Wald sind damit endlich gleichzeitig direkt da abfragbar, wo sie hingehören: in der Mitte der Hegegemeinschaft. Dazu gibt es einprägsame Symbole. Sie machen auf einen Blick wichtige Randbedingungen und vor allem lange Zeiträume sichtbar. Die aufbereiteten Geodaten stehen offiziell als WMS-Dienste im BayernAtlas kostenlos zur Verfügung. Damit kann zusätzlich die unschlagbare Aussagekraft eines Luftbildes, aber auch das Fachwissen anderer Dienste z.B. zu Waldfunktionen, Waldbesitzart, Wolf, Schutzgebieten und weitere genutzt werden.
In der Galerie ein paar Screenshots der Anwendung. Vielleicht kann das auch für andere eine Anregung sein? Es ist unglaublich, welche Entwicklung Wälder nehmen, wenn die Wildbestände angepasst sind. Das ist den zweiten Kampf wert!
Wir arbeiten mit Qgis als DesktopGis und kvwmap als Webgis (GDI-Service Rostock).
Viele Grüße
Sylvia Welschof
Dipl.-Ing. TU, Ingenieurbüro
[1] … https://waldohnezaun.de/
[2] … https://geoobserver.de/2022/06/25/breaking-10-jahre-geoobserver/
Interessanter Einblick, den Du uns gewährt hast;)
Angelo