ACHTUNG: Erleben wir hier gerade eine GeoRevolution? In jedem Fall BIG NEWS!
Bisher war Google mit seinen GoogleMaps der fast uneingeschränkte Kartenlieferant im Web, viele Menschen hatten plötzlich Zugang zu weltweiten Geobasisdaten wie Topographie und Orthophotos bei einer einfachen, auch für Laien verständlichen Nutzeroberfläche. Und trotz einiger bekannter Diskussionen und Fallstricke, Google hat Großartiges geleistet, aber hatte eben auch (fast) das Kartenmonopol, die einzige wirklich freie Alternative war OpenStreetMap (OSM).
Nun ist Bewegung in den Markt gekommen, Google soll einen schwergewichtigen Mitbewerber bekommen. Die Linux Foundation hat am 15.12.2020 [1] Overture Maps [2] angekündigt, einen Zusammenschluss von potenten Gründungsmitgliedern wie Amazon, Meta, Microsoft und TomTom* auch unter Einbeziehung der freien OSM-Daten. Laut [1] sollen die dann neuen Daten unter einer OpenData-Lizenz verfügbar werden, also frei, so wie bei Linux üblich. Schwerpunkte sollen die Folgenden sein:
“Overture hat sich zusammen mit anderen Mitwirkenden zum Ziel gesetzt, Folgendes zu liefern:
Kollaborative Kartenerstellung: Overture zielt darauf ab, Daten aus mehreren Quellen zu integrieren, darunter Overture-Mitglieder, Bürgerorganisationen und offene Datenquellen.
Global Entity Reference System : Overture wird die Interoperabilität mit einem System vereinfachen, das Entitäten aus verschiedenen Datensätzen mit denselben realen Entitäten verknüpft.
Qualitätssicherungsprozesse : Overture-Daten werden einer Validierung unterzogen, um Kartenfehler, Bruch und Vandalismus zu erkennen, um sicherzustellen, dass Kartendaten in Produktionssystemen verwendet werden können.
Strukturiertes Datenschema : Overture wird die Einführung eines gemeinsamen, strukturierten und dokumentierten Datenschemas definieren und vorantreiben, um ein benutzerfreundliches Ökosystem von Kartendaten zu schaffen.” (Quelle [1])
Von vielen Geo-Insidern wird das Vorhaben mit großer Neugier und positiver Erwartung begrüßt, vgl. [5], schließlich erhöht das Ganze ja auch die Reichweite der freien OSM-Daten. Bedenken gibt es natürlich auch: In der OSM-Community schürt das Vorhaben teilweise einige Ängste, z. B., dass die OpenStreetMap-Foundation (OSMF) per “feindlicher Übernahme” zum Verlierer werden könnte [3]. Hmm …
Ich weiß noch nicht, wo die Reise hin geht, aber ich habe ein positives Bauchgefühl und werde es verfolgen und berichten. Gut ist, dass eine neue Konkurrenz der ganz Großen entsteht, denn die belebt bekanntlich das Geschäft. Das die OSM-Daten nachgenutzt werden, ist imho eine gute Entwicklung, schließlich entspricht das ja auch der OSM-Grundidee. Ich hoffe, dass die wunderbaren Lizenz-Bedingungen für die freien OSM-Daten mit dieser Entwicklung nicht leiden und ihre quasi einmalige Freiheit ohne Einschränkung bestehen bleibt!
* … ESRI nicht? Und wenn ja, warum? Ist das eine mögliche Antwort? [7]
[1] … https://www.linuxfoundation.org/press/linux-foundation-announces-overture-maps-foundation-to-build-interoperable-open-map-data
[2] … https://overturemaps.org/
[3] … https://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2022-December/117878.html
[4] … https://weeklyosm.eu/de/archives/16183
[5] … https://twitter.com/Linda__Stevens/status/1603462120468713472
[6] … https://twitter.com/Donny_V/status/1603738952648871936
[7] … https://twitter.com/Linda__Stevens/status/1603803215090241536
[8] … https://wiki.osmfoundation.org/wiki/Main_Page